Wenkerbogen

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Die Wenkerbogen sind Fragebogen, die von Georg Wenker zur Erfassung und Untersuchung von Lokaldialekten zwischen 1876 und 1887 an alle deutschen Schulorte geschickt wurden. Dazu hatte Wenker 40 vorformulierte hochsprachliche Sätze an Lehrer geschickt, die diese mit dem "allgemein gebräuchlichen Alphabet" in den jeweiligen Ortsdialekt übertragen sollten.[1]

Fragebogen

Teilnehmende Lehrer

Bischofsheim: Adam Hartmann
Dörnigheim: Preßler
Hochstadt: Philipp Orth
Wachenbuchen: Johannes Müller

Version des Bogens

Die Bogen von Bischofsheim, Hochstadt und Wachenbuchen datieren von 1879/80, während der Dörnigheimer Bogen von 1887 ist und mehr Fragen beinhaltet.

Urheberschaft der Übersetzung

Dem Dörnigheimer Lehrer hat ein Schüler geholfen. In Bischofsheim, Hochstadt und Wachenbuchen haben die Schüler die Übersetzung angefertigt.

Laute im ortsüblichen Dialekt

In allen vier Stadtteilen klingt das "g" am Anfang der Wörter (bspw. in gut, geben, groß, graben, glauben, glücklich) im ortsüblichen Dialekten eher wie ein leises "k" und nicht wie ein "j" oder leises "ch".

Ob es einen deutlichen Unterschied zwischen dem "g" in Kugel, Augen und fragen und dem "g" in Kegel, kriegen, biegen und zeigen gibt oder sie fast gleich klingen, wurde für Bischofsheim nicht beantwortet. Für Dörnigheim ist ein deutlicher Unterschied angegeben. In Hochstadt und Wachenbuchen sind die "g" fast gleich.

In allen vier Stadtteilen wird "st" und "sp" in den Wörtern Stall, sprechen, sprechen und Spiel wie "scht" bzw. "schp" und nicht wie "ßt" oder "ßp" ausgesprochen. Außerdem wird das "sch" in fischen, waschen, Flasche überall als ein einzelner Laut ausgesprochen und nicht "ß ch".

Der Dörnigheimer Fragebogen ist jüngeren Datums und enthält zusätzliche Fragen. Das "r" in roth oder rund wird mit der Zungenspitze und nicht hinten im Mund gebildet. Die Schüler unterschieden von selbst "g" und "ch" in zeigen und Zeichen, während sie auf folgende Lautunterschiede ausdrücklich vom Lehrer hingewiesen werden mussten: "s" und "ß" in reisen und reißen, "dr" und "tr" in drehen/drüber und treten/trauen und "gr" und "kr" in Greis und Kreis.

Auf die Frage, wie Dörnigheim mundartlich von den Bewohnern ausgesprochen wird, antwortet der Lehrer "Dörnighem" und fügt hinzu, dass in der nahegelegenen Großstadt "Dörnkem" gesagt wird.

Über den Ort

Die Frage, ob Nichtdeutsche in größerer Zahl im Ort leben, wurde in Hochstadt und Wachenbuchen verneint. In Bischofsheim wurde sie nicht beantwortet und auf dem neueren Bogen Dörnigheims stand sie nicht.

In allen Stadtteilen wurde angegeben, dass keine ausgeprägte Volkstracht getragen wird.

40 Wenkersätze

Satz 1: Im Winter fliegen ...

Hochsprachlich: Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die [süddeutsche Erhebung: in der] Luft herum.
Bischofsheim: Em Wenter fleihn de droakene Blerrer en de Luft erim.
Dörnigheim: Im Wender fläin de trockene Blerrer dorch di Loft erim.
Hochstadt: Em Wender flehn die trockene Blerrer en der Luft erümm.
Wachenbuchen: Em Wender flehn die trockne Blerrer dorch die Luft herrim.
Frankfurt am Main: Im Winter fliehe die drockene Blätter in de Luft erum.
Hanau: Im Winter fläije die trinkene Bletter dorch die Luft erum.

Satz 2: Es hört gleich auf ...

Hochsprachlich: Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.
Bischofsheim: S hirt gleich uf so schneie, dann werds Werrer wirrer besser.
Dörnigheim: Es hirt gleich of zu schneie, dann werd daß Werrer widder beßer.
Hochstadt: S höt gleich uff su schneie, nach werds Werrer wirrer besser.
Wachenbuchen: Es hert gleich uf zu schneie, dann wird dos Wärrer wirrer besser.
Frankfurt am Main: Es heert gleich uf ze schneie, dann werd des Wetter widder besser.
Hanau: 's hert gleich uff ze schneie, dann werd d's Wetter widder besser.

Satz 3: Thu Kohlen in den Ofen ...

Hochsprachlich: Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt.
Bischofsheim: Dou Kohle en de Owe, daß de Melch baal o su koog e fängt.
Dörnigheim: Dou Kohle en de Owe, daß de Melch bal ao zu koche fingt.
Hochstadt: Dau Kohle n Owe, daß die Melch ohn s koche fängt.
Wachenbuchen: Thou Kohle en de Owe, daß die Melch bal o zu koche fenkt.
Frankfurt am Main: Du Kohle in de Owe, daß die Milch bald a zu koche fängt.
Hanau: Dun Kohle in den Own, daß die Milch bald onfängt ze koche.

Satz 4: Der gute alte Mann ...

Hochsprachlich: Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen.
Bischofsheim: Dr goure ahle Mann es merrem Gaul dorchs gebroche on ens kahle Wasse gefalle.
Dörnigheim: Der goure ale Mann es met dem Perd dorchs Eis gebrochn on en des kale Waßer gefalle.
Hochstadt: Der gaude ale Mann es merem Gaul durchs Eis gebroche un ens kalt Wasser gefalle.
Wachenbuchen: Der goure ale Mann es met dem Gaul dorch’s Eis gebroche und en dos kalt Wasser gefalle.
Frankfurt am Main: Der gute alte Mann is mit dem Gaul dorchs Eis gebroche un ins kalte Wasser gefalle.
Hanau: Der goute alte Mann is mit dem Gaul dorch's Eis gebrochen unn in des kalte Wasser gefalle.

Satz 5: Er ist vor vier oder sechs ...

Hochsprachlich: Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.
Bischofsheim: Er es verr vair oiner sechs Wuche gastoawe.
Dörnigheim: Er es vor vier odder sechs Woche gestorbe.
Hochstadt: Hehe es verveer orer sechs Wuche gestorrn.
Wachenbuchen: Er es för veer ower sechs Wuche gestowe.
Frankfurt am Main: Er is vor vier oder sechs Woche gestorwe.
Hanau: Er is vor ve-jr odder sechs Wuche gestoewe.

Satz 6: Das Feuer war zu ...

Hochsprachlich: Das Feuer war zu heiß [süddeutsche Erhebung: stark], die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt.
Bischofsheim: Das Fauer woar se haas, dei Kouche sei joa onne ganz schwoarz gabrennt.
Dörnigheim: Des Feuer wor zou heiß, die Kouche sein jo onne ganz schworz gebrennt.
Hochstadt: S Feuer war su heis, die Kuuche sein ja onne ganz schwarz gebrennt.
Wachenbuchen: Dos Fauer wor zu haaß, die Kouche sei jo onne ganz schworz gebrennt.
Frankfurt am Main: Des Feuer wor zu haaß, die Kuche sein jo unne gans schworz gebrennt.
Hanau: D's Feuer wohr ze haaß, die Kuchche sinn jo unne ganz schworz gebrannt.

Satz 7: Er ißt die Eier immer ...

Hochsprachlich: Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer.
Bischofsheim: Er eßt de Aier uhne Saalz un Peffer.
Dörnigheim: Er eßt die Eier immer uhne Salz on Peffer.
Hochstadt: Eehe eszt die Aier immer uhne Saalz un Peffer.
Wachenbuchen: Er eßt die Aier immer uhne Saalz und Päffer.
Frankfurt am Main: Er ißt die Aier immer ohne Sals un Peffer.
Hanau: Er eßt die jer immer ohne Peffer unn Salz.

Satz 8: Die Füße thun mir sehr ...

Hochsprachlich: Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen.
Bischofsheim: De Feuß doh mer su wieh, eich glawe, eich hun se dorch galaafe.
Dörnigheim: Die Foiß doun mer sihr wih, ich glaube, ich hun se dorchgelafn.
Hochstadt: Die Feuß domer su wieh, ich glabe, ich hunse durchgelofn.
Wachenbuchen: Die Feuß thou mer sehr wieh‘, ich glawe, ich hun se dorch gelafe.
Frankfurt am Main: Die Fiß dun mer weh, ich glab, ich hab se dorchgelafe.
Hanau: Die Fe-iß doun mr wih, ich glaab, ich hobb se dorchgelaafe.

Satz 9: Ich bin bei der Frau ...

Hochsprachlich: Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen.
Bischofsheim: Eich sei bei dere Fraa gawäst un hun ser gasaad, un sä sääd, sei wälts irrer Dochter aach sah.
Dörnigheim: Ich sein bei der Fraa gewest on sein 's er gesät, on se sät, se wollt's ach erer Dochter sa.
Hochstadt: Ich wor bei der Fra un husser gesaht, un süi hot gesaht, süi wolls ehrer Dochder sahe.
Wachenbuchen: Ich sein bei der Fra gewäst und hun es ihr gesaht, und sie hot gesaht, sie wollt es aach ihrer Tochter sahn.
Frankfurt am Main: Ich sein bei der Fraa gewest un habs er gesagt, un sie sagt, sie wollts ihrer Dochter aach sage.
Hanau: Ich bin bei dere Fraa gewese unn hobb's 'r gesocht, unn seî̇ hott gesocht, sei wollt's aach ihrer Dochter soge.

Satz 10: Ich will es auch nicht ...

Hochsprachlich: Ich will es auch nicht mehr wieder thun!
Bischofsheim: Eich wälls ach nied mieh wirrer dou.
Dörnigheim: Aich will's ach nit mih widder du.
Hochstadt: Ich wills aach neit mir wirer dun.
Wachenbuchen: Ich will es aach net mie wirrer thou.
Frankfurt am Main: Ich wills aach net mehr widder du.
Hanau: Ich will's aach nett mehr widder dun.

Satz 11: Ich schlage Dich gleich ...

Hochsprachlich: Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe!
Bischofsheim: Eich haag drr gleih mirrem Koachläffel im de Uhre, dou Aff!
Dörnigheim: Aich schlao dich gleich met dem Kochleffel im die Uhre, dou Aff.
Hochstadt: Ich hahe dich merem Kochleffel im die Ohrn, du Aff!
Wachenbuchen: Ich haak dich gleich met dem Kochleffel im die Ohrn, dou Aff!
Frankfurt am Main: Ich haag der gleich mit dem Kochleffel hinner die Ohrn, du Aff!
Hanau: Ich schlog d'r gleich mit dem Kochläffel omm die Ahre, dou Aff.

Satz 12: Wo gehst Du hin ...

Hochsprachlich: Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn?
Bischofsheim: Wou giehst du hie, solle merr met dir gieh.
Dörnigheim: Wu gihst du hin, silln mer met der gih?
Hochstadt: Wu gieste hien, sommer meder giehn.
Wachenbuchen: Wu gihst dou hi, solle mer met dir gih?
Frankfurt am Main: Wo gehst de hi, solle mer mit der geh?
Hanau: Wu gihst de hin, solle w'r mit d'r gihn?

Satz 13: Es sind schlechte Zeiten.

Hochsprachlich: Es sind schlechte Zeiten.
Bischofsheim: Es sei schlächte Zeire
Dörnigheim: Es sein schlechte Zeire.
Hochstadt: S' sein schlechte Zeire.
Wachenbuchen: Es sein schlägte Zeire!
Frankfurt am Main: Es sein schlechte Zeite.
Hanau: 's sinn schlechte Zeite!

Satz 14: Mein liebes Kind ...

Hochsprachlich: Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt.
Bischofsheim: Mai laib Kirnd, blei hei onne stieh, dei bise Gais baiße deich dut.
Dörnigheim: Mei läibes Kend, bleib häi onne stieh, di bise Gänns beise dich duht.
Hochstadt: Mei leibe Kend, bleib hei onne stieh, die biese Gäns beize dich duhd.
Wachenbuchen: Mei leb Kend, bleib he onne stih, die bise Gens beiße dich tudt.
Frankfurt am Main: Mei lieb Kind, bleib hier unne steh, die bese Gens beiße dich doot.
Hanau: Mein leib Kind, bleib hei unne stihn, dei bise Gäns beiße dich tudt.

Satz 15: Du hast heute am meisten ...

Hochsprachlich: Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern.
Bischofsheim: Dou hoast haut om mest galernt, on best oartig gawest, dou därfst freuher naach Haus (ham) gieh, als dei Annern.
Dörnigheim: Dou host heut om meiste gelernt, on bist aortig gewest, dou derfst fruhihir noch Haus.
Hochstadt: Dhust haut om meiste gelernt un nnoscht broor, d defst freuer haam gieh als die Annen.
Wachenbuchen: Dou host haut om miste gelernt und best ortig gewäßt, dou dirfst freicher ham als die Annern.
Frankfurt am Main: Du host heut am meiste gelernt und bist geschickt gewest, du därfst friher ham geh als die Annern.
Hanau: Dou host d'r mehrscht gelernt unn bist geschickt gewese, dou derfst freiher harm gihn als die Annern.

Satz 16: Du bist noch nicht groß ...

Hochsprachlich: Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende [süddeutsche Erhebung: etwas] wachsen und größer werden.
Bischofsheim: Dou best noch naid gruß ganunk, om a Flasch Wai auszutränke, dou mußt irscht noch e Enn woachse on grisser wärre.
Dörnigheim: Dou best noch nit gruß gennuk, um n Flasche Woi auszutrenke, dou mußt ercht noch n Enn waochse on grißer wärn.
Hochstadt: Dou best noch neit genunk, um en Flasch Wein nuszudrinke, d muzt erscht noch n En wochse un grisser werrn.
Wachenbuchen: Dou best nich net gruß genunk, a Flasche Wein auszutrinke, dou mußt erst noch a En wose und grüßer wern.
Frankfurt am Main: Du bist noch net groß genug um ä Flasch Wei auszudrinke, du mußt ehrscht noch ä bissi wachse un greßer wärn.
Hanau: Dou bist nuch nett gruß genug, omm n Butäll Wein aus zutrinken, dou mußt erscht nuch n Stick wochse unn grißer wera.

Satz 17: Geh, sei so gut und sag ...

Hochsprachlich: Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen.
Bischofsheim: Gieh, sei so gout on sah dainer Schwester, sai sall die Klarer fir euer Motter firtig nähwe en metter Bärschte rein mach.
Dörnigheim: Gih, sei so gout on sa deiner Schwester, sei sill di Klairer für eure Motter fertig nihe on met der Berschde rein mache.
Hochstadt: Gieh, sei su gout un sah deiner Schwäster, sei soll die Klarer furre eur Mudder fertig nern un met d Borschte saurer mache.
Wachenbuchen: Gih', sei su gout und sah deiner Schwäster, sie sollt die Klarer för auer Motter firtig nehwe und met der Borste sauwer mache.
Frankfurt am Main: Geh, sei so gut un sag deiner Schwester, die soll die Kleider for euer Mutter ferdig nehe un mit der Berscht sauwer mache.
Hanau: Gih, sei se gout und sog deiner Schwester, sie sollt die Klader for euer Mutter fertig nehe unn mit d'r Bärscht sauber mache.

Satz 18: Hättest Du ihn gekannt ...

Hochsprachlich: Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen.
Bischofsheim: Häste ehn gakant! dann wir's anners gakumme, on es dät besser imm ihn stieh.
Dörnigheim: Hättest en gekennt, denn wirsch annersch gakomme, onn es dieht beßer im en stieh.
Hochstadt: Hätten gekennt, do weersch onnescht woon un s düd besser um n stieh.
Wachenbuchen: Häst dou en gekennt, dann wers annerst gekomme und es det besser immen stih.
Frankfurt am Main: Häst den gekennt, dann weers annerscht komme, un es deht besser um en steh.
Hanau: Häst dou enn gekennt! dann wer'sch annerscht komme, unn's thet besser omm en stihn.

Satz 19: Wer hat mir meinen ...

Hochsprachlich: Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen?
Bischofsheim: Wär hoat mer mai Kob met Flasch gastohle.
Dörnigheim: Wer hot mer mein Korb met Flasch gestohln?
Hochstadt: Wer hott mer mein Koorb met Flasch gestohln.
Wachenbuchen: Wer hot mer mein Korb met Flasch gestohle?
Frankfurt am Main: Wer hot mer mein Korb mit Flaasch gestohle?
Hanau: Wer hot m'r mein Korb mit Flaasch gestohle?

Satz 20: Er that so, als hätten sie ...

Hochsprachlich: Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan.
Bischofsheim: Er dout su, als härre sänn zoum dresche b'stellt; sei huns aawer selbst g'dou.
Dörnigheim: Er daout su, als härre su 'n zum dresche bestellt, se' hun's aober selber geta.
Hochstadt: E daut su, als härreten zaum dreschn bestellt, sei huns auwwer selbst gedan.
Wachenbuchen: Er thoure su, als herre sen zom Dresche bestellt, sie huns ower sälbst gethou.
Frankfurt am Main: Er daht so, als hätte s-en zum Dresche bestellt, sie hawe-s awer selbst gedah.
Hanau: Er hot hu gethon, als hätte s'enn zom dresche bestellt; sie hawe's awer selbst gethon.

Satz 21: Wem hat er die neue Geschichte ...

Hochsprachlich: Wem hat er die neue Geschichte erzählt?
Bischofsheim: Wem horre dai nau G'schicht vezehlt?
Dörnigheim: Wem hot er die naie Jeschichte verzähld.
Hochstadt: Weem herrn dei neu Geschichte erzehlt?
Wachenbuchen: Wem hot er die nau Geschichte erzehlt?
Frankfurt am Main: Wem hot er die neu Geschicht verzehlt?
Hanau: Wem hot 'r dei neu Geschicht werzählt?

Satz 22: Man muß laut schreien ...

Hochsprachlich: Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht.
Bischofsheim: Ma muß laut kreische, soost v'stiehre uns naid.
Dörnigheim: Mer mußlaut schreie sunst verstiht er uns nit.
Hochstadt: Man muß laut greische, sonst vestied r uhns neid.
Wachenbuchen: Man muß laut kreische, sonst verstieht er us net.
Frankfurt am Main: Mer muß laut kreische, sonst versteht er uns net.
Hanau: M'r muß laut kreische, sunst verstiht er uns net.

Satz 23: Wir sind müde und ...

Hochsprachlich: Wir sind müde und haben Durst.
Bischofsheim: Mr sai meud un hun Donscht.
Dörnigheim: Mir sein moid on hunn Dorscht.
Hochstadt: Weer sein meud un hu Doscht.
Wachenbuchen: Mer sein meud und hun Dorst.
Frankfurt am Main: Mer sein mied un hawe Dorscht.
Hanau: M'r sinn meid unn hawe Dorscht.

Satz 24: Als wir gestern Abend zurück ...

Hochsprachlich: Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen.
Bischofsheim: Als mer gästern Owernd sareck sai kumme, do hu die Annern schund äm Bett g'läge un worn schund fest am schlofe.
Dörnigheim: Als mer gestern Owend zereck kume, do lage dei Annern schund zou Bett on warn fest am schlafn.
Hochstadt: Wei meer gestrownt sereck sein kumme, da hun die Annen schunt m Bett gelehe n hun geschloffe.
Wachenbuchen: Als mer gäster Owend zoreck kome, do lage die Annern schun em Bett und worn fest om schloffe.
Frankfurt am Main: Wie mer gestert Obend zerick kame, da lage die Annern schon im Bett un warn fest eingeschlofe.
Hanau: Wie m'r gestern Owend zeruck kome, do worn die Annern schunt im Bett und worn fest eingeschlafe.

Satz 25: Der Schnee ist diese Nacht ...

Hochsprachlich: Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen.
Bischofsheim: Da Schnie äs dai Noacht bai us laihe g'bläwe, awer haut morje äs sa g'schmolze.
Dörnigheim: Der Schnie es desse Nacht bei ins laige geblemmn, awwer heut morgens es s geschmolzn.
Hochstadt: D Schnee es d Nacht bei uns leihe geblewn, awer d Morgens en geschmolzn.
Wachenbuchen: Der Schnie es diese Noucht bei us leihe geblewe, ower haut Morge es er geschmolze.
Frankfurt am Main: Der Schnee is die Nacht bei uns leie bliwe, awer heut Morje is er geschmolse.
Hanau: D'r Schnee is dei Nacht bei uns leie gebliwe, ower heut Morgen is 'r geschmolze.

Satz 26: Hinter unserm Hause ...

Hochsprachlich: Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen.
Bischofsheim: Henner ouserem Haus stieh drai schiene Äbbilbämerchen mit rure Äbbil.
Dörnigheim: Hinner unserm Haus stiehn drei schine Aebbelbeemerscher met rure Aebbelcher.
Hochstadt: Hinner usem Haus stieh drei schinne Abbelbäumersche mett ruhre Äbbelcher.
Wachenbuchen: Hinner usem Haus stih drei schine Äppelbemichen met rure Äppelchen.
Frankfurt am Main: Hinner unserm Haus stehn drei schene Äbbelbemercher mit rothe Äbbelcher.
Hanau: Hinner unserm Haus schtin drei scheene Äppelbämercher mit ruthe Äppelcher.

Satz 27: Könnt ihr nicht noch ein ...

Hochsprachlich: Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch.
Bischofsheim: Konnt ihr naid nooch a Ageblick uf uns wode, dann gieh mer met euch.
Dörnigheim: Kinnt er mit noch n Aagnblickche of uns warte, denn giehn mer met eich.
Hochstadt: Kunnter neit nochen Ageblek uff us worthn, nocht gieh mer mett.
Wachenbuchen: Konnt ihr net noch an Ageblick uf us worte, dann gih mer met auch.
Frankfurt am Main: Kennt er net noch ä Ageblickche uf uns warte, dann gahn mer mit euch.
Hanau: Kennt'r nett nuch en Aageblick uf uns worte, dann gihe m'r mit euch.

Satz 28: Ihr dürft nicht solche ...

Hochsprachlich: Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben!
Bischofsheim: Ihr däfft naid su Kennerai traiwe.
Dörnigheim: Ihr derft nit solche Kinnerein dreivn.
Hochstadt: Än tefft neit su Kennerei treibe.
Wachenbuchen: Ihr dirft net solche Kennereien treiwe.
Frankfurt am Main: Ihr derft net so Kinnereie dreiwe.
Hanau: Ihr derft hu kaan Kinnereie treiwe.

Satz 29: Unsere Berge sind nicht ...

Hochsprachlich: Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher.
Bischofsheim: Unsere Bäg sai naid sihr huch, de euer sai vill hicher.
Dörnigheim: Unse Berge sein nit sehr huch, die eure sein viel hiecher.
Hochstadt: Uns Beerk sei nüit su huch, euer sei vill hüher.
Wachenbuchen: Us Berk sein net sehr huch, die auern sein vill higer.
Frankfurt am Main: Unser Berg sein net sehr hoch, euer sein viel hecher.
Hanau: Unser Berg sinn net gor huch, euer sinn viel hicher.

Satz 30: Wieviel Pfund Wurst und wieviel ...

Hochsprachlich: Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben?
Bischofsheim: Wai vill Pond Worscht wai vill Brud wollt ihr hun?
Dörnigheim: Wäiviel Pond Worscht on wäiviel Brud wollt er hun.
Hochstadt: Weiwill Pund Worscht un weivill Brud wollt er hun?
Wachenbuchen: Wevill Pond Worst und wevill Brud wollt ihr hun.
Frankfurt am Main: Wieviel Pund Worscht un Brod wollt -er hawe?
Hanau: Weiviel Wurscht und weiviel Brod wollt'r howe?

Satz 31: Ich verstehe euch nicht ...

Hochsprachlich: Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen.
Bischofsheim: Ich verstieh euch naid, ihr mest a bisse laurer schwäzze.
Dörnigheim: Aich verstihe eich nit, ihr mißt n bische louter spreche.
Hochstadt: Ich verstiehe auch neit n miszt n bissi laurer schwätze.
Wachenbuchen: Ich verstih auch net, ihr müßt a bisse laurer schwätze.
Frankfurt am Main: Ich verstehn euch net, ihr mißt ä bissi lauter redde.
Hanau: Ich verstihe euch nett, ihr mißt n bissi lauter redde. (babbele)

Satz 32: Habt ihr kein Stückchen weiße ...

Hochsprachlich: Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden?
Bischofsheim: Hot er kan Steckelche waiß Safe färr mich uffem Dosch gefunne?
Dörnigheim: Häbt er ka Steckche weiße Saf fur mich uf meim Desch gefonne.
Hochstadt: Hatter kahn Stekelche weisz Saife feer mich uff meim Desch gefonne?
Wachenbuchen: Hot ihr ka Steckelche weiß Safe för mich uf meim Tesch gefonne?
Frankfurt am Main: Habt er ka Stickelche weiß Saaf for mich uf meim Disch gefunne?
Hanau: Hobt'r nett n Stickelche weiß Saaf for mich uf meim Disch gefunne?

Satz 33: Sein Bruder will sich zwei ...

Hochsprachlich: Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen.
Bischofsheim: Sai Brorer will sich zwa schiene Häuser in eure Gode baue.
Dörnigheim: Sein Broider will sich zwai schiene neue Häuser in eurem Gartn baue.
Hochstadt: Sein Brunrer will sich zwa schiene neue Häuser in auern Garde baue.
Wachenbuchen: Sein Brourer will sich zwa schine naue Häuser en auern Gorte baue.
Frankfurt am Main: Sei Bruder will sich zwa schene neue Häuser in euern Goorde baue.
Hanau: Sein Brouder will sich zwar scheene neue Häuser in euern Gartn baue.

Satz 34: Das Wort kam ihm ...

Hochsprachlich: Das Wort kam ihm von Herzen!
Bischofsheim: Doas Woat kohm am vu Härze.
Dörnigheim: Des Wort kam em vo Herze.
Hochstadt: Des Wott kimmt m von Herze.
Wachenbuchen: Dos Wort kom ihm von Herze!
Frankfurt am Main: Des Wort kam em von Herze.
Hanau: D's Wort kom'm von Herze.

Satz 35: Das war recht von ihnen ...

Hochsprachlich: Das war recht von ihnen!
Bischofsheim: Doas woar rächt von äm.
Dörnigheim: Deß war recht vo ihnn.
Hochstadt: Doos woor reecht von dehne.
Wachenbuchen: Dos wor rägt vo auch!
Frankfurt am Main: Des war recht von ihne!
Hanau: Deß war recht von ihne.

Satz 36: Was sitzen da für Vögelchen ...

Hochsprachlich: Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen?
Bischofsheim: Woas setze do förr Vilichen owe uf de Mäuerje?
Dörnigheim: Was setze do fir Vichelcher obn uf dem Mäuerche.
Hochstadt: Was setze da fer Vilercher obn uff dem Mäuerche.
Wachenbuchen: Wos setze do för Vilichen owe uf dem Mäuerche?
Frankfurt am Main: Was sitze do for Vegelcher uf dem Mäuerche?
Hanau: Wos setze do for Vögnlcher owe uf dem Mäuerche?

Satz 37: Die Bauern hatten fünf Ochsen ...

Hochsprachlich: Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen.
Bischofsheim: Die Bauen hun finf Ochse un neu Keuh un zwelf fer doas dof gebrogt, däi wulle se verkafe.
Dörnigheim: Die Bauern harrn (hunn) finf Ochse onn neun Koi onn zwelf Schäfercher vor des Dorf gebrocht di wellte se verkafn.
Hochstadt: Die Bauen hun finf Ochse un neu Kuuh un zwelf Schoflammche versch Dorf gebroocht, de wollte se verkoofe.
Wachenbuchen: Die Bauern hun fünf Ochse und neun Keuh und zwölf Schefchen för dos Dof gebrocht, die wollte se verkafe.
Frankfurt am Main: Die Bauern hatte finf Ochse un neu Kih un zwelf Schefercher vors Dorf gebracht, die wollte se verkaafe.
Hanau: Die Bauern hotte finf Ochse und neun Keî̇h und zwelf Schefercher vor d's Dorf gebrocht, deî̇ wollte se verkaufe.

Satz 38: Die Leute sind heute alle draußen ...

Hochsprachlich: Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen.
Bischofsheim: Die Leid sai heut all drause uf dem Feld un mäwe.
Dörnigheim: Di Leut sein heut all drauße off'em Feld onn mähe.
Hochstadt: Die Leut sein haut oll drous uffm Feld un mehern.
Wachenbuchen: Die Leut sein haut all drauße uf dem Fäld und mehwe.
Frankfurt am Main: Die Leut sein heut all draus uffem Feld un mehn.
Hanau: Die Leut sinn heut all drauß uf dem Feld und mehe.

Satz 39: Geh nur, der braune Hund ...

Hochsprachlich: Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts.
Bischofsheim: Gieh norr, der brauna Hond daut der nix.
Dörnigheim: Gieh nur, der braune Hond doud der nix.
Hochstadt: Gieh nor d braun Hond doud r nix.
Wachenbuchen: Gih nur, der braune Hond thout dir nicks.
Frankfurt am Main: Geh nor, der braune Hund duht der nix.
Hanau: Gih nor, d'r braune Hund dout d'r nicks.

Satz 40: Ich bin mit den Leuten da hinten ...

Hochsprachlich: Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren.
Bischofsheim: Ich sai met da Leud do henne iwer dei Wiese ens Koan gfoahn.
Dörnigheim: Aich sein met de Leut do hinne iwwer die Wiesse ins Korn gefarn.
Hochstadt: Ich sein mett de Leut de henne üwer die Wisse ens Korn gefohn.
Wachenbuchen: Ich sein met de Leut do henne üwer die Wisse ens Korn gefohrn.
Frankfurt am Main: Ich sein mit de Leut do hinne iwer die Wiß ins Korn gefohrn.
Hanau: Ich bin mit den Leut do hinne iwer die Wiss ins Korn gefohre.

Weblinks

Einzelnachweise