Abfallentsorgung
Dieser Artikel beschreibt die Abfallentsorgung und Abfallwirtschaft in der Stadt Maintal.
Unternehmen in der Abfallwirtschaft
Hauptartikel: Liste Unternehmen in der Abfallwirtschaft
Geschichte
Offenes Kompostwerk
Ab 1990 betrieb Maintal auf dem heutigen Gebiet der Kompostierungsanlage bereits ein offenes Grünschnitt- und Bioabfallkompostwerk, in dem die Verrottung unter freiem Himmel stattfand. Anwohner hatten sich öfters über die Geruchsbelästigung beschwert.[1]
Einführung der grünen Tonne für Altpapier und Kartons
1992 wurde die Grüne Tonne für die Entsorgung von Altpapier und Kartons eingeführt und von der Stadt kostenlos an Maintaler Haushalte verteilt. Zuvor gab es wenige zentrale Behälter der Stadt, die allerdings für die Entsorgung von Sperr- und Hausmüll missbraucht worden waren.[2]
Stoffwindelprogramm
Die Stadt Maintal förderte zur Vermeidung von Müll durch Plastikhöschenwindeln 1992 den Kauf von Baumwollwindeln mit 50 Prozent der Anschaffungskosten, maximal 100 Mark. Für Eltern, denen Kaufen und Waschen von Baumwollwindeln zu viel Aufwand bedeutete, gab es die Möglichkeit, einen Windeldienst zu nutzen und sich dessen Kosten zu einem Teil von der Stadt erstatten zu lassen. Dieses "Stoffwindelprogramm" wurde Ende des Jahres von 30 Eltern genutzt und dafür standen noch Haushaltsmittel zur Verfügung, die noch nicht ausgeschöpft worden waren.[3]
Dreikammer-Altglascontainer
Im Januar 1994 wurden erstmals Dreikammer-Altglascontainer aufgestellt, um nach Farben sortiert Altglas sammeln zu können. Die Leerung und Verwertung wurde vom Dualen System Deutschland übernommen.[4]
Mülltrennungsanreiz und Müllgebühren
Am 1. Januar 1994 wurden die Müllgebühren um 34 Prozent auf jährlich 207,50 DM erhöht. Außerdem wurde der Abfuhrrhythmus geändert. Zuvor wurde die graue 50 Liter fassenden Mülltonne wöchentlich geleert, ab 1994 jede zweite Woche. Die Müllgebühren konnte man auf 166,80 Mark senken, wenn man den Müll getrennt sammelte und auch eine grüne Tonne für Papier und eine braune für Bioabfälle hatte. Die grüne Tonne wurde seit 1994, wie auch der gelbe Sack im Dualen System, zweiwöchentlich geleert. Dadurch musste die Gebührenerhöhung weniger hoch ausfallen. Die braune Tonne wurde weiterhin wöchentlich geleert.[5]
Analyse der Müllgebühren
1995 ergab eine Analyse des Stadtrates und Umweltdezernenten, Dr. Karl-Heinz Schreiber, dass die Müllgebühren in Maintal fünfzig Prozent unter dem Durchschnitt der Kommunen im Main-Kinzig-Kreis lägen (166 DM zu 374 Mark). Außerdem würden, anders als in anderen Kommunen, keine Gebühren für die Biotonne, für Sperrmüll und das Entsorgen von großen und kleinen Elektrogeräten erhoben. Das "Duale System Deutschland" (DSD) übernahm die Entsorgung von Papier, Kunststoff, Glas und Dosen kostenlos.[6]
Modernisierung des Kompostwerks
Am 17. Januar 1997 nahm das vollständig modernisierte Kompostwerk seinen Betrieb offiziell auf, nachdem es bereits zwei Monate im Probebetrieb gelaufen war. Der Bau dauerte sechs Monate und kostete 13 (oder 15[7]) Millionen Mark, die der Umlandverband Frankfurt (UVF) übernahm. Es war 1997 das erste und einzige Kompostwerk im UVF. Als Kapazität wurde vorgesehen, dass jährlich 7.700 Tonnen Bioabfällen zu 3.000 Tonnen Kompost verarbeitet werden sollten. Alle Produktionsschritte, wie Abladen, Sortieren, Zerkleinern, Aufbereiten, Verrotten und Lagen sollten in einer der neuen Hallen stattfinden, wodurch keine Geruchsbelästigung mehr stattfinden würde.[8]
Restmüllentsorgung über den Kreis oder die Rhein-Main-Abfall GmbH
Im Dezember 1998 gab der Erste Stadtrat Gerd Robanus bekannt, dass in Maintal jährlich 9.000 Tonnen Restmüll anfielen. Diese sollten nach Plänen der CDU, Freien Maintalern und den Grünen gegen die Stimmen der SPD weiterhin in der Müllverbrennungsanlage in Offenbach beseitigt werden. Die SPD war dafür, wie die anderen Kommunen im Main-Kinzig-Kreis diesen mit der Müllentsorgung zu beauftragen.[9]
Umstellung von gelbem Sack auf gelbe Tonne
2021 brachte der Magistrat eine Vorlage in die Stadtverordnetenversammlung ein, die die Einführung einer Gelben Tonne anstelle der bislang überwiegend genutzten Gelben Säcke vorsah. Geplant war eine 240 Liter Tonne, die 2-wöchentlich geleert wird. Alternativ sollten Privathaushalte sich auch für ein 120 l Gefäß entscheiden können. Die Tonnen sollten kostenlos an die Privathaushalte verteilt werden. Ein Mischsystem bestehend aus gelben Sack und gelber Tonne, bei dem neben den üblichen Gelben Säcken auch die ca. 250 privaten 120 l bzw. 240 l Tonnen abgeholt werden, ist nicht möglich.[10][11]
Anlass für die Debatte um eine Umstellung auf die Gelbe Tonne ist das neue Verpackungsgesetz. Nach § 22 II VerpackG kann der öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger Art des Sammelsystems (Holsystem, Bringsystem oder Kombination) und Art und Größe der Sammelbehälter (sofern es sich um Standard-Sammelbehälter handelt) und Häufigkeit und des Zeitraums der Behälterleerungen bestimmen.[12] "In Hessen sind die Landkreise, kreisfreien Städte und Gemeinden die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger. Sie haben die örtliche Abfallentsorgung sicherzustellen."[13]
Im Haupt- und Finanzausschuss wurde die Magistratsvorlage ohne Beschlussempfehlung zur Beschlussfassung an die Stadtverordnetenversammlung weitergeleitet. Beigefügt wurden Protokollnotizen, in denen der Erste Stadtrat Karl-Heinz Kaiser erstens versicherte, dass evtl. notwendige Versiegelungen von Grundstücksflächen privater Gebäude für die Gelbe Tonne keine Auswirkungen auf die Gebühr für das Niederschlagswasser haben würde, und zweitens erklärte, dass in Ausnahmefällen zusätzliche Gelbe Säcke für Spitzenbedarfe von Verpackungsmüll ausgegeben werden könnten.[14][15]
Die Stadtverordnetenversammlung der 12. Legislaturperiode stimmte mehrheitlich für einen Änderungsantrag von CDU und FDP und beschloss schließlich, dass eine postalische Umfrage unter den betroffenen Bürgern stattfinden wird, in der sich Bürger entweder für das Einsammeln mit Gelben Säcken oder mit einer 240 Liter Tonne aussprechen dürfen.[16][17] Im Gegensatz zu einem Bürgerentscheid nach § 8b HGO ist diese Umfrage für Stadtverordnete nicht verbindlich.
Das Ergebnis der Bürgerbefragung zur gelben Tonne bzw. dem gelben Sack ergab, dass 6.797 für graue Tonnen als Gebührenschuldner hinterlegten Personen bzw. Firmen angeschrieben wurden und davon 58,8 % an der Umfrage teilgenommen haben. Davon entschieden sich 50,3 % für den gelben Sack. Der Magistrat sprach am 18. Januar 2022 sich für den gelben Sack aus. Der Haupt- und Finanzausschuss leitete die Beschlussvorlage am 9. Februar 2022 einstimmig ohne Beschlussempfehlung an die Stadtverordnetenversammlung weiter. Die WAM beantragte am 4. Februar die Umstellung auf die gelbe Tonne, da diese auf ihre Lebensdauer wirtschaftlicher und umweltfreundlicher sei.[18]
Am 14. Februar 2022 beschloss die Stadtverordnetenversammlung mit Mehrheit den gelben Sack als Sammelgefäß für Verpackungsabfälle.[19]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.01.1997, Nr. 15, S. 60.
- ↑ Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.01.1992, S. 30.
- ↑ Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.1992, S. 44.
- ↑ Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.01.1994, Nr. 3, S. 37.
- ↑ Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.01.1994, Nr. 3, S. 37.
- ↑ Vgl. FR Nr. 077 v. 31.03.1995 Seite 3 LR Lokalrundschau, Ausgabe: Main-Kinzig-Kreis.
- ↑ Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.07.1997, Nr. 159, S. 55.
- ↑ Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.01.1997, Nr. 15, S. 60.
- ↑ Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.1998, Nr. 289, S. 71.
- ↑ Vgl. Stadt Maintal, Drucksachen-Nummer 0202/2021.
- ↑ Vgl. Vorlage mit den Beschlüssen https://web.archive.org/web/20211013124759/https://sessionnet.krz.de/maintal/bi/getfile.asp?id=91697&type=do (13.10.2021).
- ↑ Vgl. https://web.archive.org/web/20211008141815/http://www.gesetze-im-internet.de/verpackg/__22.html (13.10.2021).
- ↑ Vgl. https://web.archive.org/web/20210322171419/https://rp-giessen.hessen.de/umwelt-natur/abfall/entsorgungswege/entsorgungstr%C3%A4ger-gemeinden-st%C3%A4dte-und-landkreise (13.10.2021).
- ↑ Vgl. Stadt Maintal, Drucksachen-Nummer 0202/2021.
- ↑ Vgl. Vorlage mit den Beschlüssen https://web.archive.org/web/20211013124759/https://sessionnet.krz.de/maintal/bi/getfile.asp?id=91697&type=do (13.10.2021).
- ↑ Vgl. Stadt Maintal, Drucksachen-Nummer 0202/2021.
- ↑ Vgl. Vorlage mit den Beschlüssen https://web.archive.org/web/20211013124759/https://sessionnet.krz.de/maintal/bi/getfile.asp?id=91697&type=do (13.10.2021).
- ↑ Vgl. Stadt Maintal, Drucksachen – Nr.: 0428/2021.
- ↑ Vgl. Stadt Maintal, Drucksachen – Nr.: 0428/2021.