Bürgermeisterwahl 1974

Aus Maintalwiki

Am 10. Dezember 1974 wurde mit Erwin Henkel erstmals ein Bürgermeister Maintals gewählt.

Termin und Wahlverfahren

Bis zum einschließlich 31. März 1993 wurden Bürgermeister von den Stadtverordneten gewählt.[1]

Vorgeschichte und Ausgangslage

Dörnigheims Bürgermeister Erwin Henkel

Im April 1969 wurde Erwin Henkel zum neuen Bürgermeister Dörnigheims gewählt,[2] nachdem ein Monat zuvor Franz Fleck abgewählt wurde.[3] Am 14. Mai 1969 um 20 Uhr fand die Amtseinführung bei "Freibier für die Menge"[4] in der Turnhalle der Freien Turnerschaft 06 in der Uferstraße 4 statt.[5]

Staatsbeauftragter Bürgermeister (1974–1975)

Mit Gründung der Stadt Maintal wurde ein staatsbeauftragter Bürgermeister eingesetzt, bis ein neuer Bürgermeister gewählt und ins Amt eingeführt wurde. Dies war Georg Krieger, der Bürgermeister der zuvor eigenständigen Gemeinde Bischofsheim gewesen war. Seine Amtszeit dauerte vom 1. Juli 1974 bis zum 15. Januar 1975.[6][7]

Nachwahl 1974

Die regulären Kommunalwahlen fanden in Hessen 1972 statt. Die am 1. Juli 1974 gegründete Stadt Maintal musste nachwählen. Am 27. Oktober 1974 fand diese Nachwahl der Stadtverordnetenversammlung statt.[8] Die SPD konnte entgegen der Erwartungen die absolute Mehrheit nicht erringen. Da auch die CDU erwartungsgemäß keine absolute Mehrheit hatte, war die FDP, besonders mit Blick auf die Wahl des Bürgermeisters, Königsmacher und koalierte mit der SPD.[9]

Kandidaten

1973 war zu klären, wer Bürgermeister der neuen Stadt Maintal werden sollte. Für den Bürgermeister Dörnigheims, Erwin Henkel, sprachen sein Bildungsweg ("der einzige Studierte") und "Praxis und Selbstvertrauen bei der Führung einer Stadtverwaltung".[10] Dementgegen standen Bischofsheims Bürgermeister Georg Krieger, der auch Vorsitzender des Hanauer Kreistages war; der Bürgermeister von Hochstadt, Philipp Ziegler, der im Kreisausschuss bedeutsam war; und der Bürgermeister Wachenbuchens, Günter Hack, der zugleich Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Hanau-Land war. Zusätzlich auf SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzende Josef Sigulla spekuliert, der bereits als Nachfolger seines Schwiegervaters, Georg Krieger, gehandelt wurde.[11] Wer Bürgermeister Maintals werden würde, schien nicht bloß eine Frage innerhalb der vier künftigen Stadtteile sein, wohl aber hauptsächlich eine, die die SPD Maintal entscheiden musste, da sie eine Mehrheit in allen Stadtteilen hatte.[12]

Erwin Henkel wurde im Dezember 1973 von den Dörnigheimer Sozialdemokraten für das Bürgermeisteramt der neuen Stadt Maintal nominiert. Da die Bischofsheimer Kandidaten, Georg Krieger und Josef Sigulla, sich aus dem Rennen zurückzogen, weil sie sich geringe Chancen ausrechneten (Sigulla) oder ein fortgeschrittenes Alter hatten (Krieger), und auch Philipp Ziegler bereits nahe der Altersgrenze war,[13] blieb neben Henkel nur noch der Bürgermeister Wachenbuchens, Günter Hack, übrig. Gegen den fachlich besseren Erwin Henkel aus Dörnigheim und für den Wachenbuchener Günter Hack sprach, dass dieser Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Hanau-Land war und, dass dem Landrat des Landkreises Hanau, Martin Woythal, nachgesagt wurde, Günter Hack zu bevorzugen, da Henkel gute Beziehungen zur Hanauer SPD hatte, die Woythal Probleme bereitete.[14]

Mit dem Wahlergebnis der Kommunalwahl am 27. Oktober 1974 hatte die SPD keine absolute Mehrheit mehr und damit war die Bürgermeisterwahl keine parteiinterne Sache der SPD mehr. Sie war auf die FDP angewiesen, welche allerdings auch einen CDU-Kandidaten hätte unterstützen können. Außerdem war Landrat Martin Woythal, dem nachgesagt wird, Henkel verhindern zu wollen, nicht mehr im Amt.[15]

Wahlkampf

Die Wahl der Stadtverordnetenversammlung 1974 beinhaltete den Wahlkampf um das Bürgermeisteramt.

Wahlausgang

Am Abend des 10. Dezember 1974 wurde Erwin Henkel im Evangelischen Gemeindezentrum in Dörnigheim mit den Stimmen der SPD und FDP zum ersten Bürgermeister Maintals gewählt.[16] Die Amtseinführung fand am 15. Januar 1975 statt.[17][18]

Folgen

Die Sozialliberale Koalition aus SPD und FDP stellte somit neben der Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung auch den gesamten hauptamtlichen Magistrat.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Klein, M., Lüdecke, Y. Ent-Parteipolitisierung und faktischer Konkurrenzausschluss bei Bürgermeister- und Landratswahlen. Z Politikwiss 28, 125–146 (2018), Seite 134. https://doi.org/10.1007/s41358-018-0134-3.
  2. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.04.1969, S. 25.
  3. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.1969, S. 108.
  4. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.05.1969, S. 34.
  5. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.05.1969, S. 26.
  6. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.02.1987, S. 38.
  7. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.01.1975, S. 36.
  8. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.07.1974, S. 25.
  9. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.11.1974, S. 44.
  10. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.06.1973, S. 36.
  11. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.06.1973, S. 36.
  12. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.12.1973, S. 54.
  13. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.06.1973, S. 36.
  14. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.12.1973, S. 54.
  15. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.10.1974, S. 35.
  16. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.1974, S. 31.
  17. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.02.1987, S. 38.
  18. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.01.1975, S. 36.